Viktoria und Amon Maynard führen mit ihren Kindern ein fast perfektes Leben. Erfolgreich mit ihren Geschäften sind sie maßlos reich. Die Welt liegt ihnen zu Füßen, es gibt kein Risiko. Zum Ausgleich geht Amon zur Jagd, aber er schießt keine Tiere. VENI VIDI VICI ist ein Film über Gewinner und über Verlierer, über uns und die Anderen.
Der Film
Sie wissen, was sie tun. Amoralische Superreiche jagen arme Sans Papiers in einem Spiel um Leben und Tod. In ihrer Satire zeigen Daniel Hoesl und Julia Niemann: Grausamkeit ist Lustgewinn aus dem Leiden der Anderen. VENI VIDI VICI ist eine sarkastische Anklage von Dekadenz und Whitewashing durch Achtsamkeits- und Diversitätsrhetorik, aber auch ein Spiel mit der Lust am Verbotenen – sowie mit der Lust des Publikums. Insofern ist dies ein Film, der uns alle in die Verantwortung nimmt.
In diesem Film sind Tatortreiniger:innen mehr als einmal gefragt. Denn Patriarch Amon Maynard (Laurence Rupp) würde keinem Tier etwas zuleide tun, Menschen allerdings schon. Und so jagt dieser amoralische Superreiche beliebige Personen in einem Spiel auf Leben und Tod. Für seine Work-Life-Balance. Er ist sich sicher, straffrei alles tun zu können, was er will. Um dieses Mindset geht es, von Leuten wie Elon Musk, Jeff Bezos und Donald Trump, der, bevor er 2016 zum Präsidenten der USA gewählt wurde, prahlte: »Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen, und ich würde keine Wähler:innen verlieren.«
Amon und seine Frau Viktoria (Ursina Lardi) mögen nicht nur Mozart, sie lesen auch die Autorin Ayn Rand, die in ihren Büchern Turbokapitalismus und radikalen Individualismus verteidigte. Mit ihrem entwaffnenden Lächeln und ihrem Beruf als Anwältin der Erniedrigten verleiht Viktoria der Familie eine positive Außenwirkung, die von zwei kleinen nichtweißen Adoptivkindern noch verstärkt wird. Die älteste Tochter, Paula (Olivia Goschler), kommentiert die Ereignisse aus dem Off – und bringt uns die »schweren Entscheidungen« näher, die ihr Vater treffen musste.
Man lernt schnell: Alle wissen, was sie tun. Grausamkeit ist Lustgewinn aus dem Leiden der anderen. Mehr oder weniger sind wir alle verführbar, Mitmenschen zu quälen. Geld ist kein Selbstzweck, sondern die Macht des Geldes verleiht die Möglichkeit, sich freizukaufen von Schuld und Sühne.
Daniel Hoesl und Julia Niemann machen aus ihrem Fasziniertsein von der Welt der oberen Zehntausend kein Hehl und scheuen auch vor Grenzüberschreitungen nicht zurück. Für das Kino ist das ein Glücksfall. VENI VIDI VICI hält der privilegierten Wohlstandsgesellschaft und der Unberührbarkeit der Reichen und Mächtigen den Spiegel vor. Weitwinkelaufnahmen erzeugen Distanz und formulieren eine sarkastische Anklage von Dekadenz und Whitewashing durch Achtsamkeits- und Diversitätsrhetorik. Gleichzeitig spielt der Film mit der Lust am Verbotenen –auch des Publikums. Womit wir hier alle in die Verantwortung genommen werden.
Rüdiger Suchsland, Diagonale
Regiestatement
Folgt man der Spur des Geldes, stößt man schnell auf eine kleine Gruppe Superreicher, deren globale Operationen und Allianzen weitaus mächtiger sind als unsere Demokratien; deren Einfluss weit über die Sphäre unserer Nationalstaaten hinausreicht. Tatsächlich sind unsere Staaten zu Kunden ihrer Banken und Konzerne geworden.
Unser Protagonist, Amon Maynard, ist ein charmanter Milliardär mit perfekten Umgangsformen. Er musste nie darum bitten, über dem Gesetz zu stehen. Er tut es einfach. Es ist ein seltsam befreiendes Gefühl. Aber wo bleibt die Herausforderung? Wie sehr kann man die Grenzen des Legalen verschieben? Wie weit kann man gehen?
Wir müssen uns die Frage stellen: Warum setzen wir dem kein Ende? Haben wir es nicht selbst in der Hand?
VENI VIDI VICI ist ein Film über Gewinner und Verlierer, Kapitalismus und Werte, Anspruch und Grenzen.
Daniel Hoesl und Julia Niemann